Als Thomas mir sagte, er möchte gerne für einige Zeit im Ausland arbeiten, gingen wir die Standorte der MTU durch und ich sagte zu ihm: Ich gehe mit dir überall hin – nur China muss nicht unbedingt sein.
Einige Zeit später fand eine Informationsveranstaltung statt, bei der es vorrangig um den Standort Zhuhai in China ging. Thomas kam mit sehr viel Informationsmaterial nach Hause und erzählte mir begeistert von der Veranstaltung. Wie war das doch gleich mit dem „China muss nicht unbedingt sein“?;-)
Obwohl dieser Tag nun schon einige Jahre zurück liegt, kann ich genau sagen, dass es ein Freitag gewesen ist. Thomas war abends nämlich beim Fußball – und ich setzte mich auf unser Sofa und beschäftigte mich mit dem Informationsmaterial zu Zhuhai. Ich sah mir Bilder an und tatsächlich sah dieser Ort doch eigentlich ganz schön aus. Warum wollte ich nicht nach China? Wegen der doch etwas anderen Kultur? Der so ganz anderen Sprache? Weil es so weit weg ist? Hatte ich vielleicht Vorurteile? Wahrscheinlich war es ein bisschen von allem. Ein Umzug nach China war für mich ein deutlicher Schritt aus meiner Komfortzone heraus. Aber ein bisschen abenteuerlustig sind Thomas und ich ja auch, und so wechselte Thomas die Abteilung, um in absehbarer Zeit nach Zhuhai entsendet zu werden. Die Entsendung zog sich allerdings dann doch noch ganz schön lange. Auch die für 2021 geplante Ausreise war nicht möglich, wie wir kurz nach der Geburt unserer Tochter Aurelia erfuhren. Wir waren damals ziemlich frustriert und das „Vielleicht gehen wir nach China“ wurde zunehmend zu einer Belastung, da nichts wirklich planbar war. Ein Betreuungsplatz für Aurelia – nötig oder nicht?, der Wiedereinstieg in meine Arbeit oder aber in Elternzeit bleiben, falls China doch klappt – wir hatten durch die Verschiebung einige Baustellen. Dennoch hatte das Ganze auch etwas Gutes: Aurelia ist nun gemäß STIKO vollständig geimpft (ich gebe es zu: ich habe mich mit dem Gedanken, für drei Jahre in China zu leben, angefreundet, aber ich bin trotzdem froh, dass ich uns vor Ort einen Kinderarzt suchen kann, ohne einen Impftermin im Nacken zu haben) und ich konnte meine Doktorandenzeit noch knapp vor Ausreise erfolgreich beenden. Wie sagt man doch gerne: „Wer weiß, wofür es gut war!“