Schon in der Quarantäne habe ich mir gedacht, dass ich euch an unserer ersten Kakerlake teilhaben lassen werde. Ich habe aber irgendwie nicht erwartet, dass das so früh sein wird. Aber gut. Letzte Nacht hatten wir unseren ersten Kakerlaken-Besuch. Nicht, wie eigentlich von mir erwartet, in der Küche. Nein, im Schlafzimmer!
Ich bin nachts aufgewacht und habe im Schlafzimmer etwas knistern hören. Das war vorher nicht. „Naja, vielleicht kommt das von draußen“, habe ich mir gedacht. Dann ist Thomas aufgestanden und ins Bad gegangen und meine Neugierde hat doch gesiegt. Handy-Taschenlampe an und los. Die Quelle kam eindeutig aus der Ecke mit meinen Wäschekörben für die Schmutzwäsche – und da saß sie. An Aurelias Lätzchen! Das Lätzchen, das ich eigentlich den Tag vorher waschen wollte und bei dem ich dann gedacht habe, dass ich es am nächsten Tag mache und es von der Küche in die Schmutzwäsche geräumt habe. Merke: Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen!
Thomas kam aus dem Badezimmer zurück, ich Alarm geschlagen. „Ich hole den Staubsauger“, sagt er. „Neeeeeeein!“ Ich habe direkt Sabine im Kopf, die mir erzählt, dass die Kakerlaken-Weibchen ihre Eier unter dem Rückenpanzer tragen und man sie deshalb – um Gottes Willen! – nicht zertreten soll, damit die Eier nicht überall hin spritzen. Und in meinen Staubsauger? Um Gottes Willen!
Thomas kommt mit einer Schüssel und Pappe zurück ins Schlafzimmer. Guckt. Überlegt. Ich auch. Thomas kennt die Dinger aus Kairo, sie sind schnell. Thomas geht wieder weg. Die Kakerlake versinkt unter meiner Taschenlampe weiter in Aurelias Lätzchen. Sie mag entweder sehr gerne Blaubeerbrei oder kein Licht – oder beides ist zutreffend. Thomas kommt mit einer Pappbox zurück. Die Strategie? Lätzchen auf den Boden und sobald die Kakerlake losläuft die Box drüber stülpen! Die Kakerlake rennt nach rechts, wieder nach links, wieder nach rechts – Zack – Thomas hat sie. Wir schauen die Box an. Die Pappe ist schon drunter. Da läuft das Tiechern plötzlich doch unten drunter raus! Thomas fängt sie wieder ein, drückt die Pappbox auf den Boden. Während ich die Box in Taschenlampen-Scheinwerferlicht setze, schiebt Thomas sie unter Druck zum Wohnzimmer! „Vom Balkon werfen!“, ist meine Anweisung. „Auf den Balkon werfen“ ist dann irgendwie die Umsetzung. Da unsere Balkontür garantiert nicht dicht ist, gucke ich sparsam auf den Balkon. Ich bin hin- und hergerissen zwischen Dankbarkeit, dass Thomas das Werfen übernommen hat und Entsetzen, dass die Kakerlake nun draußen vor der Balkontür sitzt. Auf dem Weg zur Balkontür saß auch schon die zweite Kakerlake im Wohnzimmer. Während ich einen Bierkrug und Pappe hole – selber mutig geworden bei dem Gedanken, dass sich das Ding an Aurelias Spielzeug wagt – verschwindet es in der Ritze der Balkontür. Man kann die Beinchen noch sehen. Und nun?
Nichts zu machen. Thomas geht ins Bett, bestellt Spray, das die Dinger tötet, wenn man sie damit besprüht. Im Vanguard (dem Supermarkt) stand ich schon zwei Mal vor einem großen Stand mit dem Zeug und habe überlegt, welches mitzunehmen. Dass man selber Kakerlaken haben wird, glaubt man aber scheinbar erst, wenn es soweit ist. Dabei habe ich im Hotel auch welche gesehen. Hätte ich mal… Naja, ihr kennt das.
Da ich nicht ganz untätig bleiben wollte, habe ich das Mückenspray von Aurelia geholt (mit Zitroneneukalyptus von dm) und damit den Spalt am Balkon eingesprüht. Irgendetwas musste ich doch tun! Die Klimaanlage hat das Zeug natürlich direkt im ganzen Wohnzimmer verteilt und ich bin mit dem Geruch in der Nase noch eingeschlafen. Im Bett habe ich noch etwas recherchiert – und natürlich bin ich noch drei Mal aufgestanden, um zu schauen, ob sich etwas durch die Balkontür hereinwagt! Laut Wikipedia hilft Eukalyptus gegen Kakerlaken. Und so wurde Wikipedia für mich nach 13 Jahren universitärer Ausbildung doch noch eine vertrauenswürdige Quelle! Wikipedia musste einfach recht haben, denn dann war mein Mückenspray-Sprühdrang gar nicht so blöd – und ggf. sogar nützlich!
Im Century City-Mütterchat habe ich noch eine „Meine erste Kakerlake-Ekel-Nachricht“ abgesetzt, ebenso in WhatsApp, wo dank der Zeitverschiebung direkt seelischer Beistand kam (Danke!). Auch unserer chinesischen Nachbarin unter uns habe ich geschrieben – sie ist so hilfsbereit und spricht fließend Englisch – und am nächsten morgen habe ich direkt diverse Links für Taobao gehabt. Kakerlaken-Fallen, tödliches Gel von bayer – und nebenbei noch einen für Mottenfallen. Auch sehr nützlich, von denen habe ich vorgestern 14 Larven eingesammelt! Eva weiß halt Bescheid! Für meinen Seelenfrieden hat Eva mir ein paar von den Kakerlaken- und Motten-Fallen vor die Tür gestellt. Bis meine Bestellung ankommt und so. Es geht doch nichts über nette Nachbarn!
Aurelias Lätzchen habe ich übrigens mit kochendem Wasser bedacht, bevor es mit der restlichen Wäsche aus entsprechendem Wäschekorb in die Waschmaschine kam. Jetzt gehe ich den Boden mit Essig wischen. 😉
Huhu,
das erinnert mich an eine nächtliche Kakerlaken-Jagd auf Teneriffa. Während ich aufs Bett geflüchtet bin, hat Ben sie heldenhaft mit einem Wasserglas gefangen und aus dem Fenster befördert. 🤣
Die sind wirklich schnell!
Ich drücke die Daumen, dass ihr sie bald im Handumdrehen abwehren könnt! 😉
Liebe Grüße! Melanie